Ein Traum wird wahr: Segeln als Familie

Urlaub mit Kindern in Clubhotels habe ich bisher stoisch ertragen. Viel lieber würde ich meinen Urlaub selbst organisieren, statt mich über drängelnde Touristen am Büffet und vollgepinkelte Pools zu ärgern.

Schon lange habe ich davon geträumt, mit einem Segelboot durch das Mittelmeer zu gleiten und einen Urlaub zu verbringen, der mich noch überraschen kann. Segeln mit Familie, das wäre was! Lange habe ich geglaubt, dass ich diesen Traum aufschieben muss, bis die Kinder aus dem Haus sind. Unmöglich erschien mir ein “Segeltörn Familie” in meiner Situation. Ihr müsst wissen, dass ich Vater einer pubertierenden Tochter und eines internetsüchtigen Zehnjährigen bin. Segeln mit Familie, mit dieser Familie, endet in einem Albtraum, so dachte ich.

Und dann geschah ein Wunder: Ein Arbeitskollege berichtete von seinem Sommerurlaub. Er hat gemacht, wovon ich nur träumte. Er war auf Segelurlaub in Kroatien, mit Frau und Kindern! Er hat eine Charteryacht mit Skipper gebucht. „Das war wie ein Team-Building-Seminar für die ganze Familie“ berichtete er nach seiner Rückkehr ins Büro.

Jetzt gab es kein Halten mehr. Meine Recherche führte mich auf die Seite von Sailwithus. Dort stand es geschrieben: Mitsegeln Kroatien für Familien. Volltreffer!

Statt den erziehungsresistenten Nachwuchs mit Vorträgen zu langweilen, schickte ich den Link mit dem Betreff Segelurlaub Kroatien an Frau und Kinder. Meine Tochter, derzeit Anhängerin von Fridays-for-Future, überzeugte ich zusätzlich mit dem Hinweis, dass Greta kürzlich segelnd den Atlantik überquerte. Meine Strategie funktionierte, die ganze Familie zeigte Interesse. Aber bis zum nächsten Sommer wollten wir nicht warten. Daher buchte ich spontan für die Herbstferien; in Kroatien herrscht bis in den Oktober hinein bestes Segelwetter.

Vorfreude auf unseren Familientörn

Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Unsere Vorfreude auf den Segelurlaub in Kroatien wurde nicht enttäuscht, unsere Erwartungen sogar übertroffen.

Wir reisten mit dem Auto an. Unser Ziel hieß Trogir an der schönen Küste Dalmatiens. Zwar wäre auch eine Anreise per Bus oder Bahn denkbar, aber versucht das mal mit zwei Teenagern im Gepäck. Auch eine Flugverbindung gibt es; diese Variante kam aber wegen der ideologischen Bedenken unserer Tochter nicht in Frage.

Die Fahrt ließen wir entspannt angehen und legten einen Übernachtungsstopp bei Freunden in Österreich ein.
Völlig unbegründet war meine Sorge um den sicheren Verbleib des Autos während unserer Törnwoche: In Trogir befindet sich neben der Marina ein bewachter Parkplatz, auf dem unsere Familienkutsche günstig und sicher auf uns wartete.

Im Yachthafen stießen wir erstmals auf unsere Mitsegler, die uns auf Anhieb sympathisch waren. Die Kinder trafen auf Gleichaltrige. Für die kommende Woche würden wir uns eine Segelyacht mit fünf Kajüten teilen. Der Skipper gab uns mit seiner ruhigen Art von Anfang an ein sicheres Gefühl. Unser Boot war sehr modern und wesentlich komfortabler, als ich erwartet hatte. Niemand musste während des Törns auf Annehmlichkeiten wie WC, warme Duschen, kaltes Bier und heiße Speisen verzichten.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und dem Verstauen des Gepäcks an Bord organisierten wir alle gemeinsam Proviant für den einwöchigen Familien-Segeltörn. Vorlieben bei der Ernährung wurden beim gemeinsamen Kochen berücksichtigt. Sogar unser Pubertier brauchte auf vegane Speisen nicht verzichten.

Noch am ersten Abend gingen wir hinüber in die malerische Altstadt von Trogir, die sich als Festungsinsel direkt vor der Marina befindet. Dort läuteten wir den Urlaub ein, stilvoll bei einem Abendessen in einem landestypischen Restaurant mit frischem Fisch und sehr vielen Sliwowitzen. So hatten wir noch vor dem Ablegen einen perfekten Start in unseren Familientörn hingelegt. Die erste Nacht an Bord war kurz, und am nächsten Morgen stachen wir endlich in See.

Leinen los – Segelurlaub Kroatien beginnt

Jetzt saßen wir sprichwörtlich in einem Boot, und alle waren wir blutige Anfänger. Nur Klaus aus Berlin hatte als Jugendlicher schon einmal auf dem Wannsee eine Jolle gesegelt; das war kurz nach der Wende – womit nicht die Wende beim Segeln gemeint ist.

Wir lernten schnell und wuchsen als Team zusammen. Besonders erfreulich: Auch die Kinder wollten lernen, freiwillig, in den Ferien! Und so stand jeder einmal am Ruder und spürte in seinen Händen die Kraft des Windes als Druck auf dem Ruderblatt. Überhaupt ist es eine großartige Erfahrung, wenn man nach und nach begreift, wie ein Segelboot funktioniert. Der erste Abend an Bord war kurz. Seeluft macht nicht nur hungrig, sondern auch müde, wenn man so viele neue Eindrücke verarbeitet.

Auch wenn die Veranstaltung Segeln als Familie mit Skipper hieß und der Käpt’n daher die Befehlsgewalt an Bord hatte, so besaßen wir doch ein Mitspracherecht bei der Routenplanung.

Fantastisch ist es, im Herbst die malerischen Städte an der Küste Dalmatiens anzulaufen. Hitze und Touristenmassen brauchten wir nicht fürchten. Die Kinder wollten nach Dubrovnik, dem Drehort von Game of Thrones. Ungünstige Winde ließen die Reise über die relativ lange Distanz jedoch nicht zu. Stattdessen besuchten wir Split und einige vorgelagerte Inseln mit unaussprechlichen Namen. Und wenn es an der kroatischen Küste etwas im Überfluss gibt, dann sind es Inseln. Das ideale Revier für das Segeln als Familie.

Auch das Naturerlebnis kam bei unserem Familientörn nicht zu kurz. Wir ankerten in einsamen Buchten und sprangen direkt von Bord ins tiefe Blau des kristallklaren Wassers – einfach nur herrlich. Auch kann man hier wunderbar schnorcheln und die Unterwasserwelt bewundern.

Das süße Leben als Seenomade hat mich derart begeistert, dass ich mich nach der Rückkehr in die Heimat gleich für einen Kurs auf den Sportbootführerschein angemeldet habe. Mein Ziel: Zu Beginn der kommenden Segelsaison will ich die Prüfungen ablegen. Und beim nächsten Urlaub unter Segeln als Familie mit Skipper kann ich Seemeilen sammeln, um irgendwann selbst Kapitän auf einer Charteryacht zu sein.

Bei allem Lob gibt es auch einen Wermutstropfen: Viel zu schnell vergingen die Tage an Bord. Niemals hätte ich gedacht, dass ich so etwas einmal schreibe, aber der Abschied von der Crew verlief tränenreich. Das Segeln als Familie mit anderen Familien hat echte Freundschaften gebracht.
Das Konzept Mitsegeln Kroatien für Familien ist wirklich genial.

Wir stehen über eine WhatsApp-Gruppe weiterhin in Kontakt. Nächstes Jahr segeln wir wieder gemeinsam mit Sailwithus. Dann vielleicht für zwei Wochen in Griechenland, oder doch wieder Kroatien? Hier sind wir uns das erste Mal nicht einig.