Tag 1:

Am Samstag um etwa 4 Uhr morgens ging es los nach Trogir, zu meinem ersten Segelurlaub Kroatien. War super, die Aufregung ließ mich nämlich erst gegen 1 Uhr einschlafen. Etwas übernächtigt war ich schon, aber 6 Redbull, ein paar Becher Kaffe und ordentlich laut Hardcore Techno haben mich wach gehalten. An den Grenzen gab es wie erwartet Stau. Ein paar Tschechen, die neben mir zum Stehen gekommen sind, haben meine Musik bejubelt. Beim Mauthäuschen in Kroatien überreichte mir eine sehr freundliche Kroatin mein Ticket mit den Worten: “One ticket for the party car.”

Angekommen in Trogir bin ich um 13:38 Uhr.
Ich habe mich dann mit der Crew und dem Skipper in einem Lokal getroffen. Die hatte ich ein paar Tage vorher schon mittels einer WhatsApp Gruppe kennengelernt.
Da wir bis zum CheckIn auf der Yacht noch Zeit hatten, beschlossen wir die Einkaufsliste für die Woche durchzugehen.
Die Crew bestand aus 6 Deutschen, einem Schweizer und mir. Ich war echt bemüht Hochdeutsch zu sprechen, nach etwa 20 Minuten gab ich es aber auf. (Skipper Thomas, aus München, Schweizer Marko und die Crewkollegen aus DE, Jonas, Kathi, Maggie, Frauke und Johannes)
Kathi aus Deutschland hat es mir gleich angetan, zumal sie, als es darum ging, wie viel Wein wir für die Woche brauchen, gleich 30 Liter raus gehauen hat. Was für ne Frau. 

Nach dem gemeinsamen Einkaufen durften wir an Bord. Die Yacht “Elle of Sweden” war der Hammer. Auch wenn ich mir ungefähr 20 Mal bei einem der beiden Holzstücke, die zum Abstützen des Fußes bei Krängung sind (keine Ahnung ob die einen Namen haben), die Zehen angehauen habe.  Nachdem in der WhatsApp Gruppe geschrieben wurde, dass Bluetooth Boxen erwünscht sind, habe ich Hannelore eingepackt. Mit der hat keiner gerechnet. Die Reaktion der Crew war aber lustig.
Wir mussten noch auf Jonas warten, bevor wir zu einem gemeinsamen Abendessen aufbrachen. Dort trafen wir auch noch eine andere Crew, die mit sailwithus segelten.
Das Abendessen war super und wir haben uns alle gut verstanden.
Mit Kathi bin ich dann noch zum Strand. Nach der Ansage mit dem Wein, wusste ich die Chemie stimmt zwischen uns zweien.

Blühende grüne Häfen erwarten Euch | sailwithus

Tag 2:

Nach einem gemeinsamen Frühstück ging es los. Da ich vorher noch nie gesegelt bin, war ich dementsprechend aufgeregt.

Der Wind war super, wir konnten somit gleich Segel setzen. Unser Skipper Thomas hat uns zuvor noch ein paar Sachen erklärt, ich habe nur Bahnhof verstanden. Gefühlt 546 neue Begriffe. Aus dem “seglischen” kannte ich ein Genua (über den Begriff bin ich irgendwann gestolpert, und habe es mir gemerkt, zufällig hatte unsere Yacht eines)…und Lee / Luv wusste ich. Steuerbord und Backbord, wusste ich zwar auch, war aber trotzdem verwirrend für mich, weil es ja zwei Steuerräder gab. Nachdem die Segel gesetzt waren, zeigte uns Thomas erstmals was Krängung heißt. Dies sorgte zwar für Geschrei an Bord, (ich habe mich echt erschreckt), aber wir fanden es dann alle schlussendlich echt super und sind, so oft es ging, schräg gefahren. Zumal Thomas meinte, wir können nicht umfallen. Ich hatte vollstes Vertrauen in ihn. Obwohl ich zugeben muss, dass ich vor Reiseantritt gemeint habe, als ich ein Foto von einer Yacht in Schräglage gesehen habe: “Nope, wenn sich des Boot so schräg legt, spring ich runter und schwimm zurück.”. In Wirklichkeit ist es aber echt saugeil. Das Segelfieber hatte mich sogleich erwischt. Ich hatte bald meinen Lieblingsplatz gefunden und saß bei Krängung gerne unten am Heck im Eck neben dem Wasser. (Außer zum Bier trinken, da bevorzugte ich oben auf der Bank. Kathi und ich nannten es die “Southside”). Nach ein paar Stunden segeln, haben wir Delfine gesehen. Ein Traum. Die sind größer als ich erwartet habe. Der Anblick war phänomenal. Unglaublich schön.

Skipper Max von Sailwithus mit roter Jacke und Sonnebrielle an Bord der modernen Segelyacht mit guter Laune auf rauher See

Bei den Holzstücken habe ich mir nach wie vor permanent die Zehen gestossen, war aber nicht die einzige. Kathi hatte die Idee die Holzdinger wegzuhobeln. Ich und meine Zehen fanden die Idee spitze.
Wir sind eine Bucht auf Vis angefahren, in der auch schon das Boot lag, mit dessen Crew wir am Vortag essen waren. Wir hatten die Befürchtung, dass wir in der Bucht auf ein Partyboot stoßen, und wollten den Abend ruhig ausklingen lassen. Beim Ankerbier habe ich der Crew als Ankerbieranstossspruch “Zsaom, zsaom, zsaom…..” gelehrt. War lustig. Ein Schweizer und sechs Deutsche die Mundart grölen, sie hattens aber gleich voll drauf und der ihnen bis dato unbekannte Trinkspruch wurde gut angenommen. Haben wir auch für jedes weitere Ankerbier so beibehalten.
Dann wurde erstmal ausgiebig gebadet.
Nach etwa drei Stunden saßen wir laut singend an Deck. Hannelore zeigte wo der Bartl den Most holt, Diskolicht war eingeschaltet, es wurde getanzt und ein paar vom Nachbarboot waren bei uns. Wir entpuppten uns somit als das gefürchtete Partyboot.
Die zwei Skipper haben sich übers Beilegen unterhalten und mir fiel ein, dass ich auch das kannte, weil ich mir dazu einmal ein YouTube Video angeschaut habe. Warum auch immer. Ich habe aber dennoch nicht meinen dilettantischen Senf dazu gegeben, obwohl ich über’s Beilegen durchaus informiert war. Um Mitternacht haben wir die Party beendet, um am nächsten Tag voll durchstarten zu können. Guter Plan. 

Tag 3:

Nach der zweiten Nacht, die ich selig schlafend an Deck verbracht habe, ging es wieder mit einem guten Frühstück vor einer traumhaften Kulisse los. Danach Seemannsdusche und mit Jonas und Frauke ab ins Dhingi und Richtung Klippen, wo wir am Vortag eine unnatürliche Höhle entdeckt hatten. Wir sind die Klippen hoch und haben das Höhlensystem erforscht. Das war super.
Meine Mama hat mich später angerufen und gefragt warum ich an Deck schlafen “muss”. Die Mama. Voll lieb. Ich habe ihr erklärt, dass es freiwillig ist und nicht weil ich kein Bett unter Deck habe. Das verdammte Holzstück war nach wie vor tückisch für meine Zehen.

Bevor wir wieder ablegten, musste ich feststellen, dass ich seit Freitag nicht mehr groß gewesen bin, da das mit dem Klo gehen an Bord nicht so meines war. Ich habe mal angefragt, wie die anderen das tun. Für die war des kein Problem. Beneidenswert. Ich wollte anfangs weiter warten, bis wir eine Bucht mit einem Scheißheisl erreicht haben. Irgendwann hatte ich aber Bauchweh und habe es hinter mich gebracht….ich habe dann an Deck verkündet, dass ich es geschafft habe und dafür Applaus geerntet. Tolle Crew. Wir sind dann weiter nach Scedro.
Auf dem Weg dahin haben wir uns mit Bojen reiten und mit der Boje raus schwingen amüsiert. Wir nannten das Schwingen mit der Boje “Jack Sparrow”. Keine Ahnung wie es wirklich heißt. Anfangs habe ich mich nicht so richtig getraut. Nach einiger Überzeugungsarbeit der anderen habe ich es versucht, megaaa! Gott sei Dank waren die anderen so hartnäckig. Aber wie schon erwähnt, tolle Crew.
Wir sind dann unter Segel weiter, Neptun war wieder gnädig. Wir haben jedoch auch regelmäßig einen Schluck zu seinen Gunsten ins Meer gekippt. Zwischendurch halt auch den Fäkalientank. Dies hat er uns aber anscheinend verziehen.
In Scedro hat uns ein sehr netter, und wohlgemerkt echt scharfer Typ, eine Boje zugewiesen. Dort gab es auch ein Lokal, wo wir uns alle ein paar Drinks genehmigten. Ich war jedoch froh als wir wieder an Bord waren, die Landkrankheit hat mir echt etwas zugesetzt. Ich ging dann vorm schlafen gehen nochmals ins Wasser….und WOAH….leuchtendes Plankton. Des war echt fantastisch, der Anblick hat mich weggebeamt. Von dem haben die anderen schon Tags zuvor in der anderen Bucht gesprochen, aber ich dachte die hekerln mich…

Leuchtendes Plankton

Tag 4:

Nach dem Frühstück beschlossen Kathi und ich mit dem Dhingi an Land zu fahren um aufs Klo zu gehen….fataler Plan. Ich hatte schon kein gutes Gefühl vorm los starten und fragte Kathi ob wir das hinkriegen. Sie meinte, wenn nicht, wird es zumindest lustig. Maggie entschied sich dann auch noch uns zu begleiten. Da ich am Vortag von den Klippen zurück gefahren und auch, nach den Drinks nicht mehr ganz nüchtern, zurück zur Yacht geschippert bin, war ich optimistisch….zu unrecht. Nachdem wir anfangs schon Schwierigkeiten hatten, nicht an die rasiermesserscharfen Felsen zu kommen, hat Kathi es geschafft uns in eine Boje zu manövrieren. Mittlerweile stand natürlich die Crew an Deck und wir haben sie lachen gehört. Ich habe uns von der Boje gelöst, das Steuer übernommen und uns prompt in die selbe Boje gefahren. Das ganze habe ich dann noch ein weiteres Mal geschafft. Dann konnte ich nicht mehr vor lachen. Zum Glück entschloss sich Maggie dann zu steuern und wir haben es an Land geschafft. Auf’m Scheißhaus habe ich einen neuerlichen Lachkrampf bekommen. Als wir zurück an Bord waren, hat sich die Crew für diese Vorstellung bedankt. Gern geschehen. Hafenkino.
Der Tag hat somit schon lustig angefangen.

Ich war echt dankbar, dass der Schweizer Marko immer so brav das Bier trinken eröffnete. Nach der Fahrt hatte ich echt eines nötig. Ich hätte vermutlich vor dem Beiboot Disaster schon eines trinken sollen, dann wäre es erst gar nicht dazu gekommen.
Wir sind dann Richtung Vela Luka los, hatten wieder super Wind. Beim steuern der Yacht habe ich mich besser angestellt als zuvor beim Dhingi. Thomas hat uns gezeigt wie man eine Halse und eine Wende macht. Die Wende wurde ausgiebig geübt, da wir in die Bucht kreuzen mussten. Vor Vela Luka mussten wir die Segel reffen, da der Wind zu stark wurde. Noch was gelernt. Und das Segeln echt saumässig anstrengend sein kann, weiß ich jetzt auch.
In Vela Luka wurden die Vorräte aufgefüllt. Thomas hat an Bord eine Hängematte angebracht, in der ich es mir gleich zusammen mit einem Ozujsko gemütlich gemacht habe. Ein Träumchen.
Beim Duschen habe ich zufällig Weizer getroffen. Fand ich witzig.
Unsere Besatzung ist erstmal was essen gegangen und wir wollten den Abend anschließend gemütlich ausklingen lassen. Wollten. Ich habe im Hafen schnell mit einigen anderen Seglern Bekanntschaften geschlossen und wurde auf so manches Trankerl an Bord eingeladen. Nach meiner Marina Runde war Hannelore am Start und der halbe Steg hat mit uns gefeiert. Von einigen Nachbar Yachten kamen Liedwünsche in unsere Richtung, ein paar “Lauter” wurden uns zugerufen und auf dem Steg wurde getanzt. Wenn schon, denn schon. Ich habe der Crew “Ob und zua” von Seiler und Speer gezeigt. Ist auch gut angenommen worden. Die Stimmung war echt Hammer.

Entspannung in der Hängematte beim Segeln

Tag 5:

Morgens habe ich festgestellt, dass ich meine Sonnenbrille verloren habe. Ich wollte aber nicht alle Yachten abklappern, auf denen ich am Vorabend war. Also bin ich los und habe mir eine neue gekauft. Ich habe ehrlich gesagt auch gar nicht mehr gewusst, wo die Schiffe genau lagen. Nachts schaut halt alles anders aus.
Wir haben dann abgelegt und Susak angesteuert, da wir den Tipp bekommen haben, dass man dort einen extrem schönen Blick auf den Sternenhimmel hat.
Jonas hat das Schiff gesteuert, ich hab neben ihm gesessen, habe die Windex beobachtet und zu Jonas gemeint: “Du musst anluven, aber nur ein Mü.” Der Rest hat mit einem lauten “Uuuuuuuhhh” drauf reagiert und fand es lustig. (Ich hatte aber recht. Das mit der Windex hatte ich bis dahin verstanden). Johannes hat gemeint: “Ich seh dich schon vor mir, wennst im Auto unterwegs bist und dich überholt einer. Wie du nach brüllst “He! Lee vor Luv du Idiot!” Mittlerweile saßen einige der “neuen” Begriffe. Thomas hat uns echt einiges beigebracht.
Top Skipper.

Vor Susak hatten wir einen argen Wellengang. Wir sind ein Stück mit Motor gefahren. Ich und Frauke haben vorne am Bug gesessen und das Piratenlied aus Fluch der Karibik gesungen.
Durch die Wellen war es ähnlich wie Achterbahn fahren, nur tausendmal geiler.
Die Yacht die wir schon am ersten Abend getroffen haben, lag auch in der angesteuerten Bucht. Das Baden dort war toll, jedoch war der Wellengang einigen für die Nacht zu unruhig, weshalb wir uns eine ruhigere Bucht gesucht haben. In der nächsten Bucht, sind alle wandern gegangen, ich wollte an Bord bleiben und habe das Abendessen vorbereitet. Ich fand es ganz spaßig alleine an Bord zu sein, und habe Hannelore ordentlich aufgedreht und Bier getrunken.
Mein vorbereitetes Essen kam gut an, nach dem Abwasch haben wir die Bänke an Bord zu Liegeflächen umgebaut, uns hingelegt, Wein getrunken, den Sternenhimmel beobachtet und uns unterhalten. Toller Abend. Der Tipp mit der Sternenbucht war grandios. Der Nachthimmel war genial. Ich habe noch nie so deutlich die Milchstraße gesehen. Das Einschlafen fiel mir jedoch voll schwer, da auch einige Sternschnuppen zu sehen waren und ich doch einige Wünsche habe. Da ich mir nicht sicher war, ob man sich bei einer Sternschnuppe auch mehr wünschen kann, musste ich immer auf eine neue warten, damit ich auch alle meine Wünsche los werde. Ich hoffe ich war nicht zu gierig.

Bucht mit Sternenhimmel

Tag 6:

Von Susak ging es weiter nach Hvar. Dort waren wir am Abend mit der anderen Crew zum Essen verabredet. Im Restaurant “The Fisher Man’s House”, eine Empfehlung des Skippers der anderen Crew.
Kathi, Marko und ich haben die Fahrt auf der Southside genossen. Der Wind war, wie die ganze Woche schon, wieder ein Hit. Danke Neptun, ich kippe einen Schluck für dich in die Mur, ich hoffe er kommt an.
Das Holzstück hatte ich momentan verinnerlicht. Die Zechn hat es gefreut. Thomas hat sich selber die Challenge auferlegt, eine normale Wasserflasche, während der Fahrt aus einem Kanister, nachzufüllen. Ich durfte es filmen. Eines meiner längsten Videos. War aber urkomisch. Ich hätte mir eine frische Flasche geschnappt, aber Challenge ist Challenge. Letztendlich hat er es geschafft die Flasche voll zu machen. Mittlerweile wurde mein steirisch auch soweit vom Rest verstanden und nur selten nachgefragt, was ich meine. Johannes hat sich ja von Anfang an über Österreich an Bord gefreut, weil er den Dialekt lustig findet.
Am Zielort haben wir eine Bucht gefunden, in der wir alleine waren. Die anderen haben sich am Mast hoch ziehen lassen, aber da bin ich ausgestiegen. Das ist nix für mich. Sollte ich irgendwann glückliche Segelboot Besitzerin sein und unglücklicherweise rauf müssen OK, freiwillig nicht. Zum Wirtshaus mussten wir etwa eine halbe Stunde durch die Pampa hatschen. Der Weg war jedoch echt schön. Wir hatten genug Wegbier dabei und es gab jede Menge Aussichtspunkte.

Die Landkrankheit machte mir im Gasthaus echt schwer zu schaffen. Das hatte ich zwar vorher schon, nachdem ich aber den ganzen Tag auf der höheren Seite des Bootes gesessen habe, hatte ich permanent des Gefühl mich zieht es über den Tisch rüber. Das Essen war mega, der Wirt total nett und der Wein hat sehr gemundet. Zum Abschluss gab es einen selbst gebrannten Schnaps.
Nach dem Stamperl fürs Wamperl haben wir “Ich habe noch nie” gespielt. Oi. Irgendwann wurde mir die Weinkaraffe vor’s Gesicht gestellt, weil ich mit dem Nachschenken nicht mitgekommen bin. Der Rückweg war trotz einiger Stirn- und Taschenlampen spannend. Vor allem aber witzig.

Tag 7:

Wir mussten wieder zurück nach Trogir, beschlossen aber unterwegs noch einen Badestop einzulegen.
Dort habe ich beschlossen das SUP zu testen. Bin ich spät drauf gekommen, ist nämlich voll lässig. Jonas hat beschlossen einen Rückwärtsköpfler von Bord zu machen. Für die Zuseher war der Versuch auch voll lässig. Für Jonas wahrscheinlich nicht. Johannes hat es als klassischen Fail bezeichnet. Ich bin gekniet vor lachen, habe Jonas jedoch auch für seinen Mut gelobt. Immerhin war es sein erster Rückwärts-Kopfsprung überhaupt. Er hat es noch ein zweites Mal probiert, war aber auch nix.
Dann war es soweit und wir mussten weiter – zurück Richtung Start & Ziel Hafen. Wir haben uns dann noch auf dem SUP vom Schiff ziehen lassen. Nachdem ich dran war, habe ich den anderen die Rettungsleine zugeworfen. Bei Frauke und Maggie ging das auch noch einigermaßen. Bei Jonas habe ich irgendwas grob verkackt. Die Leine ist mit schmackes senkrecht nach oben gestartet und mir wieder direkt vor den Füßen gelandet. Es wurde herzlich gelacht, allerdings auch beschlossen, dass ich bei einem “Mann über Bord” nicht die Leine werfen darf.
Gleich darauf setzten wir Segel. Ich ging ans Steuer und Thomas hat gemeint, ich soll Kurs auf einen Segler vor uns halten. Ich schaffte es aber schneller zu sein als er und habe ordentlich aufgeholt. Thomas hat mich als “Rennmaus” bezeichnet. Ich hab zu einem Überholmanöver angesetzt. Nachdem ich es geschafft hatte, das andere Schiff zu schnupfen, wurde ich von Thomas für das saubere Manöver gelobt.
Aber dann haben wir eine Wende gemacht. Anfangs ging es mit gutem Wind weiter, aber plötzlich traf uns eine starke Windböe. Ich habe mir noch vor Augen gehalten, dass des Schiff nicht umfallen kann, habe jedoch dann auch schnell überlegt, ob ich die Telefonnummer von Mama im Kopf habe, damit sie mir den Reserveschlüssel vom Auto bringen kann und ob ich einfach von Bord springen soll. Ich war mir bloß noch nicht sicher, ob ich dabei eher “Rette sich wer kann” oder “Ich war es nicht!” rufe.
Durch den Schrecken habe ich dann zu stark in den Wind gedreht, was den Effekt hatte, dass wir standen.
Es wurde beschlossen die Segel einzuholen und unter Motor weiterzufahren. Ich habe dann gleich zwei Beruhigungsbier und eine frische Unterhose gebraucht.  Thomas hätte eingegriffen, wenn es echt brenzlig geworden wäre, ist mir vollkommen klar. Er stand ja auch neben mir und ist ein spitzen Skipper. Den will ich nächstes Jahr auch wieder als Skipper haben. Ich habe mich halt ordentlich geschreckt und Infolgedessen immerhin gut veranschaulicht was passiert, wenn man plötzlich in den Wind dreht und somit noch ein Manöver verinnerlicht: den Aufschießer. Jonas hat gegoogelt wie viel Grad Krängung so ein Boot verträgt, da wäre echt noch einiges gegangen. Laut Frauke, habe ich den Krängungsrekord der Woche aufgestellt, wenn auch unabsichtlich. Immerhin. Maggie war gerade unter Deck und hat plötzlich nur mehr Wasser durchs Fenster gesehen. Kathi hat gemeint, dass sie fix damit gerechnet hat, dass wenn wer das Boot zum kentern bringt, es entweder ich oder sie sei. Geile Scheiße war das. Muss man erlebt haben. Gerne wieder, diesmal allerdings weniger panisch. Jetzt kenne ich es ja.

Im Hafen angekommen gab es Pizza, eine nette Begrüßung von zwei Mitarbeiterinnen von sailwithus und Besuch von zwei anderen Skippern. Dann hieß es Reste vernichten und Hannelore aufdrehen. Partyboot eben.
Als Geschenk von sailwithus bekamen wir eine Flasche Manöverschluck. Da ging mein Herz auf.

Manöverschluck bei sailwithus

Wir machten noch einen Abstecher auf ein anderes Boot. Anschließend setzten Kathi, Jonas und ich uns noch an den Strand und begossen diesen genialen Urlaub mit anständig Cola-Rum. (Aber nicht mit dem Manöverschluck Rum. Den darf man nicht mischen! Der schmeckt pur einfach zu gut und er duftet herrlich!)

Tag 8:

Nach dem Aufstehen ging ich duschen und musste echt lachen, weil ich auf dem Weg zur Dusche und zurück so vielen Seglern begegnete, die ich unterwegs kennengelernt habe. Das hatte schon fast was familiäres. Gegrüßt wurde, als würde man sich schon ewig kennen. Die Seeleute, ein lustiges Volk.
Als die Yacht Übergabe und die Verabschiedung erledigt waren, bin ich ins Auto gestiegen. Dann musste ich erstmal eine Runde heulen.
Ich habe mich voll drauf gefreut meinen Sohn wieder zu sehen, den habe ich echt schwer vermisst. Aber wenn man mit 7 Leuten eine Woche auf einem Schiff zusammen verbringt, (ich war in deren Nähe sogar “groß”), wächst man zusammen. Und es schmerzt sehr zu wissen, dass ich jetzt lange nicht mehr segeln werde. Ich versteh das jetzt mit dem Segelfieber (und des mit den Geschirrtüchern an Bord). Segeln macht irgendwie süchtig. Man entwickelt während der Fahrt ein ganz eigenes Gespür für seine Umgebung. Das kannte ich so nicht, aber es ist megageil. Man baut eine Beziehung zu Wind, Wasser und Boot auf und muss diese quasi am Laufen halten. Klingt komisch, ich weiß. Ich habe aber keine Ahnung wie ich es anders beschreiben soll. Es ist einfach ein wahnsinnig schönes Erlebnis!

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